Im Nordatlantik könnten Mitte dieses Jahrhunderts die Meeresströmungen kollabieren, womöglich schon früher. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie dänischer Wissenschaftler jetzt im Fachjournal „Nature Communication“. Die Arbeit widerspricht damit dem aktuellen Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC. Der deutsche Klimaforscher Jochem Marotzke übt heftige Kritik an der Studie – und nicht nur daran.WELT: Eine neue Studie sagt den Kollaps der Meeresströmung im Nordatlantik in 34 Jahren vorher. Sie erforschen diese Strömung seit den 1980er-Jahren – was halten Sie von der Prognose?Jochem Marotzke: Ich wundere mich, dass die Studie die Begutachtung überstand und so publiziert werden konnte. Die Behauptung, es werde in diesem Jahrhundert zum Kollaps der Meeresströmung kommen, steht auf tönernen Füßen. Die Mathematik wird zwar fachkundig ausgeführt, aber die Voraussetzungen der Rechnungen sind höchst zweifelhaft.WELT: Immer wieder machen Studien Schlagzeilen, die den bevorstehenden Kollaps der nordatlantischen Meeresströmung prophezeien. Im UN-Klimabericht liest es sich jedoch anders. Die Strömung sei stabil, werde sich im Zuge des Klimawandels wohl abschwächen – wie stark, sei unklar, heißt es. Warum schaffen es nur Warnungen in die Schlagzeilen?