
Ein Sieg der islamistischen Hamas im Gazastreifen über Israel ist nach Worten von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah auch im Interesse arabischer Nachbarländer. „Der Sieg Gazas heute liegt auch im nationalen Interesse Ägyptens, Jordaniens und Syriens“, sagte Nasrallah in einer Rede am Freitag. Vor allem liege ein Sieg der Hamas „im nationalen Interesse des Libanons“. Er lobte den Terrorangriff der Hamas auf Israel. Die Operation „Al-Aksa-Flut war zu 100 Prozent palästinensisch“.
Nasrallah warf den USA vor, die alleinige Verantwortung für den anhaltenden Gaza-Krieg zu tragen. Israel sei nur ein „ausführendes Instrument“, sagte er. Die USA seien der „große Teufel“, so der Hisbollah-Chef in seiner ersten Rede seit Ausbruch des Krieges zwischen der radikalislamischen Hamas und Israel Anfang Oktober. „Die USA sind die Hauptverantwortlichen für alle Massaker, von Hiroshima über Vietnam bis Afghanistan“, sagte er. „Sie müssen den Preis für ihre Aggression zahlen.“
Israel bedrohe den Libanon und dessen Volk. Er warnte vor einer „großen Schlacht“ an der Grenze des Libanons zu Israel. Die Gefechte zwischen der Hisbollah-Miliz und dem israelischen Militär hätten Einfluss, sagte er. Es sei eine „realistische Möglichkeit“, dass sich die „libanesische Front in eine große Schlacht“ verwandle. „Manche mögen das, was an unserer Front passiert, als gemäßigt empfinden, aber wir werden uns nicht damit zufrieden geben“, so Nasrallah.
Die beiden Ziele im Krieg seien jetzt ein „Ende der Aggression“ sowie ein Sieg für den „palästinensischen Widerstand“ und der im Gazastreifen herrschenden Hamas, sagte der Hisbollah-Chef. Der Generalsekretär der Schiitenorganisation im Libanon meinte außerdem, Israel verfolge im Gazastreifen Ziele, die es nicht erreichen kann. Das sei einer der größten Fehler, die Israel derzeit begehe, sagte Nasrallah. „Seit einem Monat hat Israel nicht einen militärischen Erfolg verzeichnet.“
Die Entscheidung für den Angriff der Hamas sei „weise, mutig und zur richtigen Zeit“ gekommen, betonte Nasrallah. Schon in den ersten Stunden des Angriffs sei klar gewesen, dass der „Feind abgelenkt, verloren und erstaunt“ gewesen sei, sagte er. Der Angriff habe eine „neue historische Phase des Konflikts“ eingeläutet. Die Operation sei vor der „Achse des Widerstands“ geheim gehalten worden. „Die Tatsache, dass niemand davon wusste, beweist, dass diese Schlacht ausschließlich palästinensischer Natur ist“, sagte Nasrallah. Zuvor hatte es die Vermutung gegeben, dass die Hamas bei ihrem Großangriff auf Israel von außen unterstützt wurde.
Der Hisbollah-Generalsekretär wandte sich per Video-Botschaft an seine Anhänger. Im gesamten Libanon gab es Versammlungen, um die Rede gemeinsam zu hören. Allein im südlichen Vorort Beiruts versammelten sich Tausende Anhänger der Schiitenorganisation mit wehenden Hisbollah- und Palästina-Flaggen oder Bildern des Generalsekretärs. Sie riefen „Gott segne Nasrallah“. Auch in der iranischen Hauptstadt Teheran verfolgten Hunderte Menschen die Rede. Zahlreiche Regierungsanhänger versammelten sich am Freitag an zentralen Plätzen in der Millionenmetropole, um den Worten des Generalsekretärs zu lauschen.
Es ist die erste öffentliche Rede Nasrallahs seit dem 7. Oktober, als Hamas-Terroristen Israel überfallen hatten. Dabei wurden 1.400 Menschen auf brutalste Art und Weise getötet. Die libanesische Schiitenorganisation Hisbollah gilt als wichtigster nichtstaatlicher Verbündeter Teherans und zählt zur sogenannten „Widerstandsachse“, einer Front von Milizen im Kampf gegen Irans Erzfeind Israel. Die Hisbollah gilt auch als einflussreiche politische Kraft im Libanon. Sie ist mächtiger und einflussreicher als die Hamas. Seit Ausbruch des Gaza-Kriegs kommt es auch an der libanesisch-israelischen Grenze immer wieder zu Gefechten.